Rezensionen zum Roman "Täter - Opfer - Schuld"

www.gabal.de vom Januar 2021

von Hanspeter Reiter

Ein Dreiklang im Titel,
der ein zentrales Thema dieses exzellenten Lokal-Krimis in den Fokus nimmt.


Einen der drei Stränge nämlich, dem die Ermittler zu folgen haben, als Folge des Mordes am Aushilfs-Pfarrer in Landsberg…

Fasching
…ist ein vergnügliches Geschehen (außer in Zeiten wie diesen) – doch aus lockerem, manches Mal gar enthemmtem Vergnügen kann derlei schon mal einen kräftigen Dämpfer aufsetzen, den einen und die andere auf einen Schlag nüchtern werden lassen: „Am Lumpigen Donnerstag wird in Landsberg der Höhepunkt des Faschings gefeiert. Während die Narren dem Gaudiwurm zujubeln, wird in der Landsberger Stadtpfarrkirche ein Pfarrer getötet. Die Staatsanwaltschaft sucht den Täter im Umfeld der Kemptener Mafia. Die junge Kommissarin Antonia Buck aus Fürstenfeldbruck aber ist überzeugt, dass die Tat ihre Ursache in den letzten Kriegstagen hat, als die Außenlager des Konzentrationslagers Dachau geräumt wurden.“ Oder ist´s „schlicht“ eine Beziehungstat, siehe die mögliche Nähe des (ebenfalls Aushilfs-)Mesners zum Pfarrer?!

Beziehungen
Nun, da ist unkonventionelles Vorgehen fast nahe liegend, oder? Klar: „Sie bittet den pensionierten Landsberger Kommissar Martin Viertaler um Hilfe. Der alte Ermittler wird erneut mit der Frage konfrontiert, wer ist Täter, wer ist Opfer und wer trägt Schuld? Doch in diesem Fall ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint.“ Und erweist sich schließlich als vielerlei Einfluss auf Täter und Opfer… „Obendrein ist Viertalers Freundin Gertrud Maier gar nicht begeistert, dass er schon wieder inoffiziell ermittelt. Als ein anderer Mann in Gertruds Leben tritt, muss sich Viertaler entscheiden.“ Auch seine Tochter kommt ins Spiel… Eher fast schon klassisch das Konkurrenz-Verhalten eigentlich ja zur Kooperation verpflichteter Institutionen: Karriere-süchtiger Staatsanwalt (ansässig in Augsburg), örtliche Ermittler (schau an, Fürstenfeldbruck für Landsberg zuständig?!) und LKA. Entsprechend das fein gesponnene Netz zwischen pensionierter Hauptperson, Nachfolger und dessen neuer junger Ermittlerin – je auch private Aspekte einbringend: Da ist was geboten! Ergo: lesen… Denn wenn auch naturgemäß viel Lokales mitspielt, sind das deutlich überregionale Themen.

75 Jahre
… ist es just her, als ich diese Rezension verfasse, dass auch die KZs in Landsberg und Kaufering befreit wurden. Und die Region hat noch mehr zu erinnern, siehe Hitlers Zeit im hiesigen Gefängnis, die er bekanntlich „bestens“ genutzt hat, sein Traktat zu schreiben. Und die Zeit nach Ende des Zweiten Erdkriegs mit der Hinrichtung von 259 Kriegsverbrechern, während in Nürnberg das Rampenlicht auf die „Granden“ der Nazi-Zeit gerichtet war… Insofern auch ein Aufarbeiten eines sicherlich wenig geliebten Themas!


-----------------------------------------------

Landsberger Tagblatt vom 8. Dezember 2020

von Ulrike Reschke

Kommissar Viertaler ermittelt online
Die Landsberger Autoren Uschi und Klaus Pfaffenender lesen aus ihrem neuen Buch. Die Zuhörer sind ihnen zugeschaltet. So spannend läuft die Lesung:


Im April ist der Landsberg-Krimi „Täter - Opfer - Schuld“ des Autorenduos Uschi und Klaus Pfaffeneder erschienen. Mit einer Online-Lesung kurbelt das Landsberger Ehepaar den Verkauf seines Buches derzeit weiter an. Die virtuelle Lesung war eine von mehreren digitalen Werbeaktionen für den dritten Fall des pensionierten Kommissars Martin Viertaler um einen am Lumpigen Donnerstag in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt getöteten Pfarrer.

Das Besondere an dieser Premiere für die Veranstalter sei, dass Menschen zusammenkommen, die sich sonst nicht treffen würden, sagte Klaus Pfaffeneder. 31 Zuschauer weit über die Landkreisgrenzen hinaus waren via Zoom zugeschaltet, um die mit Musik, Diaschauen und dem Trailer für das Buch kurzweilig gestaltete Lesung zu genießen.

Durch die Videofunktion am Laptop konnte man sich den Autoren noch näher fühlen als bei einer analogen Lesung. Kurz vor Beginn waren die meisten Kameras noch frei geschaltet. Man bekam mit, wie jemand noch rasch ein Telefonat führte, sich Wein einschenkte, erhaschte einen Blick in fremde Wohn- und Arbeitszimmer – interessant und nur durch dieses Medium möglich. Und doch ähnlich der Stimmung kurz vor Beginn einer Veranstaltung, wenn die Gespräche der Umsitzenden vor sich hin plätschern. Während der Lesung waren nur Moderatorenkamera und -mikrofon aktiv, sodass die Aufmerksamkeit ganz der Erzählung und den beiden galt, die sie so sympathisch präsentierten und sich mit dem Lesen abwechselten.

Zum Plot: Der Staatsanwalt vermutet den Mörder von Pfarrer Cibulski in Mafiakreisen, die Kripo sucht die Ursache in den Ereignissen der letzten Kriegstage, als die Landsberger Außenlager des KZ Dachau geräumt wurden. Hier kommt der Ex-Ermittler Viertaler zum Zug, der seine Probleme mit Frauen, aber auch mit seinem Nachfolger hat. „In diesem Fall ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint“, sagt der Klappentext. Auch bei der Lesung kommt nicht mehr ans Licht. Zur virtuellen Diskussionsrunde im Chat leitete Klaus Pfaffeneder über mit den Worten: „Die Auflösung ist überraschend und wird nicht verraten.“

Nicht nur der Text hat engen Bezug zu Landsberg, auch die Lesung greift Stadtgeschichtliches auf, beispielsweise durch Fotos und Musik - unter anderem von Johnny Cash, der als GI drei Jahre am Lech stationiert war. Eine zentrale Rolle im Buch spielt Häftling B3419, ein polnischer Jude. Zu seiner Figur inspirierten die Pfaffeneders Elemente aus Lebensberichten von Überlebenden der KZ-Außenlager rund um die Lechstadt. Beide gehören dem Historischen Verein an, der Materialien wie diese sammelt und öffentlich zugänglich macht.

„Uns ging es darum, diese Geschichte möglichst unverfälscht zu erzählen, weil sie stellvertretend für viele Schicksale in und um Landsberg stand“, sagt Klaus Pfaffeneder, „vor allem vor dem Hintergrund, dass viele Menschen mittlerweile den Holocaust bagatellisieren beziehungsweise der Meinung sind, dass mit dem Gedenken jetzt mal Schluss sein muss“. Hier liegt der „psychologische rote Faden“ des Krimis, wie Uschi Pfaffeneder erklärt: die transgenerationale Weitergabe, also die Übertragungen von Erfahrungen, auch von Schuld, an nachfolgende Generationen. Mit diesem Hinweis erklärte sich die Bedeutung der im Hintergrund auf einer Kommode aufgereihten Matroschkas, bunten, ineinander geschachtelten russischen Puppen, die während der Lesung stets zu sehen waren.


----------------------------------------------

Passauer Neue Presse vom 13. Oktober 2020

von Dr. Stefan Rammer

Nichts ist vergessen - Ein Regionalkrimi mit zeitgeschichtlichem Hintergrund 


Es gibt viel zu viele Regionalkrimis. Dass viele Menschen schreiben, ist an sich nichts Verwerfliches, dass ein Großteil davon aber schlecht schreibt, schon. Über all die faden, sprachlich und inhaltlich misslungenen Romane breiten wir den Mantel des Schweigens. Ganz und gar nicht tun wir dies bei „Täter, Opfer, Schuld“. Der Titel gibt das Programm vor und steht für einen Roman, der nicht nur eine spannende Handlung verfolgt, sondern der sich auch der immer wieder kehrenden Frage stellt, wie Menschen mit der Schuldfrage umgehen. Wo es Menschen gibt, gibt es leider auch Verbrechen, kleine, große und kaum vorstellbare.

Wenn nun das Autorenduo Uschi und Klaus Pfaffeneder erneut ihren pensionierten Landsberger Kriminalkommissar Martin Viertaler auf Tätersuche schicken, so geht es zwar zunächst um einen Mord, einen Menschen, der von einem anderen erschlagen worden ist. Aber es geht um sehr viel mehr, wenn man die Hintergründe und Vergangenheit der Beteiligten Stück um Stück entschlüsselt. Doch zunächst tappen der Nachfolger Viertalers, Ingo Bayerl, und dessen junge Kollegin Antonia Buck, im Dunkeln. Ein polnischer Aushilfspriester wird erschlagen im Beichtstuhl aufgefunden. Die Polizei entdeckt Spuren von Kokain. Es gibt viele Fragen, keine Antworten. Der Leser erfährt von mafiösen Strukturen, die sich im schwäbischen Raum ausbreiten, und die Kirche, in der der Mord geschah, als Drogenumschlagplatz nutzen. Er erfährt von einem alten Mann, dem der ermordete Priester die wahre Geschichte seiner Eltern in Zeiten des Krieges offenbart. Der alte Huber war ein blutjunger SS-Mann, der in den letzten Kriegstagen gegen seine Überzeugung jüdische Überlebende eines Todesmarsches nicht erschießt, sondern laufen lässt. Erst von dem Priester erfährt er, dass sein NS begeisterter Vater, die eigene Frau, eine Jüdin, denunzierte, und sie so in den Tod schickte. Der Enkel des Alten wird eine Rolle spielen. Er ist Anhänger der neuen rechtspopulistischen, die Geschichte verdrehenden Partei. Und ein weiterer Strang führt zu dem jungen Mesner, der den Ermordeten gefunden hat, der zuvor aber schon das Kokain entdeckt und es im Altarraum versteckt hatte.

Die Ermittler tappen zunächst völlig im Dunkeln. Die Mafia wird nervös, bedrängt und ermordet dann einen Familienvater, der sich für ihre Dienste aus Finanznot hat anwerben lassen und dem sie den Verlust zurechnet. Viertaler kommt Antonia zu Hilfe, die hartnäckig ermittelt und glaubt, dass die Tat ihre Ursache in den letzten Kriegstagen hat, als die Landsberger Außenlager des KZs Dachau geräumt wurden. Auch 75 Jahre nach Kriegsende qualmt dieses Kapitel Zeitgeschichte noch heftig. Und wer tief gräbt, wird fündig, nicht immer zum Wohlgefallen aller. Der Leser bleibt bis zum Schluss im Ungewissen, zumal auch der junge Mesner und die katholische Kirche ein Resonanzboden sind, der mit vielen Widersprüchen und Scheinheiligkeiten in die Tat hineinspielt. Wir verraten nichts, empfehlen diesen in einem kleinen Verlag verlegten Krimi wärmstens. Er macht Geschichte lebendig, verknüpft das Gestern mit dem Heute und unterhält, was will man mehr?


-----------------------------------------------------------

Kreisbote vom 6. Oktober 2020


Von Andrea Schmelzle

Landsberg: Wandernd und lesend an die Tatorte - Auf den Spuren von Kommissar Viertaler


Landsberg – Das Landsberger Autorenehepaar Uschi und Klaus Pfaffenender schreibt Regionalkrimis. „Ihren“ pensionierten Kommissar Martin Viertaler, der in Landsberg lebt, lassen die beiden bereits in zwei Romanen Kriminalfälle lösen. In Form einer literarischen Wanderung haben sie am Samstag eine Gruppe Krimi-Interessierter entführt in die Welt ihrer Protagonisten, mitgenommen zu den Schauplätzen und Tatorten ihrer Romane. Es war spannend, atmosphärisch und äußerst informativ.

Stattfinden soll sie bei jedem Wetter. Mitzubringen: festes Schuhwerk, Regenbekleidung und starke Nerven. Kneifen gilt nicht. Und so treffen wir uns – neun gespannte Teilnehmer – mit den beiden Autoren am Landsberger Hauptplatz. Denn hier beginnt die Handlung ihres ersten Kriminalromans „Entwurzelte Schatten“, in dem Kommissar Viertaler den Mörder einer Frau sucht, die in der Raunacht in der Teufelsküche zu Tode kam. Mysteriös dabei: dass sie wie in einer der alten Sagen ihren Kopf verlor. Wir können uns schon denken, wohin der Weg führt: 

Übers Klösterl (hier lebt der Kommissar), am Wildschweingehege vorbei (hier joggt der Verdächtige oft) gelangen wir zur Teufelsküche. Hier geht Kommissar Viertaler stets mit seinem Hund spazieren. Und entdeckt dabei die Leiche. Plötzlich sind wir drin im Roman, plötzlich meinen wir, die Figur schon zu kennen. „Auf der Brücke hinter der Teufelsküche lag die enthauptete Frau“, sagt Klaus Pfaffeneder. Im Roman versteht sich. Hier habe es aber auch tatsächlich in den 70er Jahren einen furchtbaren Mord gegeben. Rund um diesen mythenhaften Platz mit seiner besonderen geologischen Struktur habe man früher das Böse verortet. In einem Haus unterhalb der Brücke, habe – so dachte man – der Teufel gewohnt. Während Klaus Pfa­ffeneder das erzählt, wird es immer stürmischer. „Das ‚wilde Gejägdt‘ zeigt sich schon“, schmunzelt er. Früher habe es geheißen: Wenn der Sturm bläst und der Wind pfeift, schließen sich die Seelen der Toten der ‚wilden Jagd‘ auf die Lebenden an. Wir stehen auf der Brücke und gruseln uns etwas. Aber das ist auch das Besondere: Immer wieder verbinden die Pfaffeneders das Geschehen in ihrem Roman mit sagenhaften, mystischen, aber auch realen Geschichten.

Hinter der Teufelsküche geht es oben an der Hangkante entlang wieder zurück zum Lech: Wir halten am Kraftwerk, an der Lechstaustufe 15 – einer der Schauplätze des zweiten Romans „Täter - Opfer - Schuld“, der erst in diesem Jahr erschienen ist. Darin wird am Lumpigen Donnerstag in der Stadtpfarrkirche ein polnischer Pfarrer getötet. Kommissar Viertaler entdeckt Verbindungen zur NS-Vergangenheit und wird mit der Frage konfrontiert: Wer ist Täter, wer das Opfer, wer trägt Schuld? Die Anwesenheit des Bösen ist auch hier spürbar.

„Das Grauen auf dem Sofa, mit einer Tasse Kaffee, ist das Schönste – solange man selber nicht dabei ist“, meint Krimi-Liebhaber Klaus Pfaffeneder. Nun möchte er seine Leser auch teilhaben lassen. Da Lesungen derzeit Corona-bedingt kaum möglich sind, sei die literarische Wanderung, die über die Volkshochschule gebucht werden kann, als Alternative entwickelt worden. „In Form von „Blitzlichtern“, kurzen Buchpassagen, gelesen während der Wanderung, werden den Lesern einige zentrale Schauplätze aus beiden Romanen vorgestellt“, erklärt seine Frau Uschi das Format. Am Samstag fand die Krimi-Wanderung erstmalig statt. Aber hoffentlich nicht zum letzten Mal. Denn näher dran am Geschehen ist man selten.


--------------------------------------------------

Fürstenfeldbrucker Tagblatt / Münchner Merkur vom 13. Juli 2020

Von Ulrike Osman

Kommissar Viertaler ermittelt wieder


Uschi und Klaus Pfaffeneder schicken in ihrem neuen Roman „Täter Opfer Schuld“ die Brucker Kripo und den pensionierten Kommissar Viertaler auf Spurensuche.

Fürstenfeldbruck/Landsberg – Ein ermordeter Pfarrer, Kokain im Beichtstuhl und die Schatten der NS-Vergangenheit – die Kripo Fürstenfeldbruck bekommt viel zu tun im neuen Regionalkrimi „Täter Opfer Schuld“ von Uschi und Klaus Pfaffeneder. Wie im ersten Lech-Krimi schickt das Landsberger Autoren-Ehepaar seinen pensionierten Hauptkommissar Martin Viertaler auf Spurensuche.



Am Lumpigen Donnerstag, dem traditionellen Höhepunkt des Landsberger Faschingstreibens, wird in der Stadtpfarrkirche ein polnischer Vertretungspfarrer erschlagen. Die Ursache scheint weit in der Vergangenheit zu liegen. Es gibt mysteriöse Verbindungen zwischen dem Mordopfer, einem überlebenden KZ-Häftling aus einem der Außenlager rund um Landsberg und einem ehemaligen SS-Schergen, der als alter Mann mit Neonazi-Enkel noch immer in der Stadt lebt. Oder steckt doch die Mafia hinter dem Mord? Denn es scheint, als habe der Geistliche mit Drogen gedealt.

Dass das Organisierte Verbrechen in Schwaben und Oberbayern aktiv ist, haben die Autoren den Medien entnommen. Der Erzählstrang rund um die Mafia bleibt in dem knapp 400 Seiten starken Roman aber eher an der Oberfläche. Mit der NS-Vergangenheit der Region kennt sich der 58-Jährige Ingenieur Pfaffeneder als Mitglied des Landsberger Historischen Vereins besser aus – und so sind jene Stellen im Buch am stärksten und glaubwürdigsten, in denen es um das Schicksal des KZ-Häftlings Abram Canoch geht. Der gab einst sein eigenes Kind weg, um es vor dem Nazi-Terror zu retten. „Fälle wie den geschilderten gab es wirklich“, weiß Pfaffeneder. Seine Frau interessiert sich für die Traumata der Kriegsgeneration und die in vielen Familien bis heute herrschende Sprachlosigkeit.

Auch die katholische Kirche bekommt ihr Fett weg. Am Beispiel des ermordeten Priesters wird eine Doppelmoral sichtbar, die im Kleinen zur Katastrophe führt und im Großen der Kirche als Institution schadet. Sie beraubt sich in den Augen der Autoren selbst „einer wichtigen Rolle in einer Gesellschaft, die nach Halt und Orientierung sucht“.

Das Ehepaar teile sich beim Schreiben die Arbeit, erzählt Klaus Pfaffeneder. Er sei zuständig für die Dialoge, sie für die emotionalen Themen. „Und die Überarbeitung machen wir gemeinsam.“ Verlegt haben die Pfaffeneders ihr Buch im eigenen Verlag.


------------------------------------------------------------

Landsberger Tagblatt vom 22. April 2020

Von Silke Feltes

Landsberger Kommissar ermittelt wieder



Das Landsberger Autorenduo Uschi und Klaus Pfaffeneder hat einen neuen Landsberg-Krimi geschrieben.

Bild: Thorsten Jordan






Der neue Krimi des Ehepaars Pfaffeneder ist fertig. Doch wie kommt er an die Leute?

Hinter jedem Buch steckt jahrelange Arbeit. Erste Ideen werden gewälzt, ein Plot entwickelt, monatelang wird geschrieben, überarbeitet, verworfen, ergänzt, bis endlich der Rohentwurf steht. Danach beginnt die Verlagsarbeit: Lektorat, Korrektorat, Satz, Umschlagsgrafik, Buchhandels- und Presseorganisation. Und dann, ja und dann kam das Coronavirus. Der Druck verzögert sich, Lesungen werden abgesagt, Buchhandlungen dürfen nur unter Auflagen öffnen und haben andere Sorgen, als das eigene Buch zu promoten. Genauso ergeht es gerade Uschi und Klaus Pfaffeneder aus Landsberg.

Als Autorenduo haben sie schon vor Jahren die Figur des pensionierten Landsberger Kommissars Viertaler erschaffen. Er wohnt im Klösterl, geht gerne morgens beim Manhart einen Kaffee trinken, und muss im neuesten Landsberg-Krimi „Täter – Opfer – Schuld“ trotz Pensionierung wieder in die Geschehnisse seiner Heimatstadt eingreifen. In seinem dritten und neuesten Fall geht es um große Themen: Am Lumpigen Donnerstag wird in der Stadtpfarrkirche ein polnischer Aushilfspfarrer getötet. Die Staatsanwaltschaft sucht den Täter im Umfeld der Kemptener Mafia. Die junge Kommissarin Antonia Buck aus Fürstenfeldbruck aber ist überzeugt, dass die Tat ihre Ursache in den letzten Kriegstagen hat, als die Landsberger Außenlager des Konzentrationslagers Dachau vor genau 75 Jahren geräumt wurden. Und sie bittet Viertaler um Mithilfe.

Persönliche Traumata, kriminelle Machenschaften und individuelle Schicksale werden zu einer spannenden, detailreichen Geschichte verwoben, die so umso interessanter wird, als man alle Schauplätze vom Principe bis zum Sommerkeller, von der Neuen Bergstraße bis zum Hinteranger, kennt.

Eigentlich, so Uschi Pfaffeneder, sollte das Buch an Ostern in den Buchläden liegen. Im September ging der Text ins Lektorat, im Januar ins Korrektorat und Mitte Februar in die Druckerei. Was normalerweise vier Wochen dauert, hat sich coronabedingt immer weiter verschoben. Neuer Erscheinungstermin ist nun der 30. April.

Das Ehepaar Pfaffeneder leitet nicht nur die Literaturwerkstatt der Volkshochschule, sondern hat auch einen eigenen Verlag gegründet, den Liccaraturverlag, in dem viele der eigenen Werke (unter anderem der historische Roman „Der Baumeister von Landsberg“) sowie einige Krimi-Anthologien aus den Reihen der Literaturwerkstatt erschienen sind.

Für ihr neues Buch waren Lesungen bei Buch Hansa, Timbooktu in Schondorf sowie in Fürstenfeldbruck geplant. „Wie das jetzt weitergehen wird, wissen wir noch nicht, vielleicht wird es Lesungen über eine Internetplattform geben, wir suchen gerade nach anderen Möglichkeiten, das Buch bekannt zu machen“, sagt Klaus Pfaffeneder.

Die Corona-Krise sei eine Prüfung unserer Menschlichkeit, die das Schlechteste und das Beste in den Menschen hervorrufe, so zitiert Uschi Pfaffeneder Bundespräsident Steinmeier und bezieht den Satz sogleich auf den Inhalt ihres neuen Buchs: „Wie gehen wir in extremen oder existenzbedrohenden Situationen mit der Realität um? Wer bleibt souverän, wer verleumdet den anderen? Genau darum geht es auch in unserem Roman.“



Nachfolgend Rezensionen zum Roman "Entwurzelte Schatten"

 


Passauer Neue Presse vom 31. Mai 2018

"Die geköpfte Frau in der Teufelsküche"

von Dr. Stefan Rammer


Regionalkrimis landauf, landab, eigentlich zum Abwinken, zumal kaum wirklich gute darunter sind und die meisten zu Massenkonsumartikeln geworden sind. Doch es gibt Ausnahmen, eine solche ist der Roman von Uschi und Klaus Pfaffeneder. Er spielt in Landsberg am Lech, er benennt Orte, die Eigenheiten der Bewohner und spielt mit den geografischen Gegebenheiten der oberbayerischen am Lech zwischen Schwaben und Altbayern gelegenen Stadt. Das Verbrechen kennt ohnehin keinen Ort, es geschieht in der Groß- wie in der Kleinstadt, in der Provinz wie in der Metropole.
Der Roman spielt um den Jahreswechsel 2015/16. Der seit kurzen pensionierte Kriminalhauptkommissar Martin Viertaler kommt durch Zufall an den Ort eines grausamen Verbrechens. Ein joggender syrischer Flüchtling, der ihn kurz zuvor noch überholt hat, findet in der »Teufelsküche« eine kopflose Frauenleiche und läuft davon, geschockt ob der grausamen Szene, die ihn an den Krieg in seiner Heimat erinnert. Es kommt, wie es kommen muss, Selahattin wird als Täter verdächtigt und festgenommen. Doch Viertaler weiß von Anfang an, dass der junge Mann es nicht gewesen sein kann. Doch erst einmal lässt er seinen Nachfolger Ingo Bayerl Vermutungen anstellen. Dieser, ein arroganter und unsympathischer Ehrgeizling, will den alten Haudegen nicht dabeihaben. Doch dessen Spürsinn ist entfacht, zumal es sich bei dem Flüchtling um seiner Schützling von Gertrud handelt, der besten Freundin seiner vor zwei Jahren verstorbenen Frau. Die Tote ist die ehemalige Inhaberin eines Friseurgeschäfts, eine verbitterte und unfreundliche »Ratschkathl«, die es sich mit ihrem Umfeld verdorben hat.

Bald ist das weitere Personal eingeführt. Petra, die Tochter der Toten, ihr Chef, der sich an die junge Frau ranmacht und eine ziemlich zwielichtige Figur ist. Auch der Käufer des Friseurgeschäfts, ein Türke, wird verdächtigt. Ingo Bayerl verdirbt es sich rasch mit den Kollegen vor Ort. Viertaler bekommt von einem jüngeren Beamten die aktuellen Ermittlungsergebnisse gesteckt und beginnt zusammen mit Gertrud die Spuren zu sichten und eins und eins zusammen zu zählen.
Viertaler, der bei seiner Passauer Großmutter erlebt hat, dass das alte Brauchtum um die Raunächte zwischen Weihnachten und Heiligdreikönig immer noch gut verwurzelt ist, glaubt freilich nicht an Verschwörungstheorien. Aber die alten Sagen und Mythen, die Gertrud gerne erzählt, bringen ihn dieser Frau näher. Lange genug hat er getrauert und Gertrud scheint ihn auch zu mögen. Unterdessen wird dem Leser langsam klar, wer hinter dem ersten und dem später sich ereignendem zweiten Mord steht. Der Krimi ist klug aufgebaut, authentisch. Logischer Sinn für Ablauf, dramatisches Tempo, treffende Anwendung beobachteter Details und mehr als bloß konventionelles gutes Erzählen zeichnen ihn aus. Emotion und stimmige Handlungsstränge kommen hinzu. Und dazwischen eingestreut nachdenkliche Worte über das Verhalten den aktuellen Flüchtlingen gegenüber, aber auch über das Misstrauen gegenüber allen Fremden. Und der Zeigefinger wird nicht erhoben, jegliche oberlehrerhafte Weisheiten oder Klischees werden umgangen. Gerne lesen wir mehr von diesem Autorenduo und seinem Martin Viertaler.

-------------------------------------------------------------------------------


Fürstenfeldbrucker Tagblatt / MERKUR vom 24. Januar 2018

Neuer Heimatkrimi mit einem Brucker Kommissar

Von Tom Eldersch


In Uschi und Klaus Pfaffeneders erstem Lech-Krimi wird während den Rauhnächten eine kopflose Frau gefunden und der Verdacht des Kriminalkommissars Bayerl aus Fürstenfeldbruck fällt auf einen syrischen Flüchtling, der als Erster am Tatort war.

 

Fürstenfeldbruck/Landsberg – In diesem Einstieg in das Werk „Entwurzelte Schatten“ steckt alles drin, um was es in dem Buch geht. Ein mysteriöser Mord, die Flüchtlingskrise, die natürlich auch an Landsberg nicht unbemerkt vorbeigegangen war und die traditionelle Sagenwelt der Lechrain-Gegend.

Der pensionierte Kriminalhauptkommissar Martin Viertaler stolpert durch Zufall am Morgen nach der ersten Rauhnacht über eine kopflose Frauenleiche. Nachdem sein Nachfolger Bayerl vorschnell einen Flüchtling verdächtigt, macht sich Viertaler mit einer guten Freundin auf die Suche nach dem wahren Mörder.

Dass er und der neue Mann aus der Amperstadt dabei keine Freunde werden, ist abzusehen. Auch die stereotypischen Verdächtigungen des Kripobeamten, ein Syrer oder ein türkischer Friseur könnten der Täter sein, sind reichlich vorschnell getroffen und bringen Bayerl den unrühmlichen Titel „Gscheidhaferl“ ein. Die wahren Hintergründe des Mordes sind weitaus verworrener und das Finale ist spannend und unerwartet.

Obwohl das der erste Kriminalroman des Landsberger Schriftsteller Ehepaars ist, ist es nicht Viertaler erster Auftritt. Bereits in einer früheren Anthologie hat Uschi Pfaffeneder den reservierten Ex-Polizisten eingeführt. „Wir haben uns dann gedacht, wir wollen einen ganzen Roman um Viertaler aufmachen und so entstand Entwurzelte Schatten“, erzählt Klaus Pfaffeneder, der neben dem Schreiben als Ingenieur arbeitet.

Seit etwa zehn Jahren schreiben die beiden Eheleute an ihren Geschichten und inzwischen sind fünf Bücher daraus entstanden. Sie haben in Zusammenarbeit mit der Stadt Landsberg drei Anthologien herausgebracht, in der jeweils 15 ausgewählte Geschichten zusammengefasst sind und Klaus Pfaffeneder hat zusätzlich noch einen historischen Roman mit dem Namen „Der Baumeister von Landsberg“ veröffentlicht.

Wenngleich sich ihre Bücher gut verkaufen, arbeiten beide noch in ihren normalen Berufen. Klaus ist Ingenieur und pendelt häufig zwischen Landsberg und Baden-Württemberg hin und her. „Auf den Fahrten hat man viel Zeit fürs Schreiben“, sagt der 55-Jährige. Uschi arbeitet in der Kinderbetreuung und leitet nebenbei noch eine Schreibwerkstatt bei der Volkshochschule.

Ein Jahr haben die beiden an ihrem Lech-Krimi gearbeitet, davon fiel ein Viertel der Zeit nur auf die Recherche. „Bei meinem historischen Roman waren es fast 50 Prozent Recherche“, erzählt der Autor. Anschließend erstellten sie den Plot der Geschichte und die Charaktere, um dann einen Kapitelplan zu erstellen.

„Jeder muss wissen, was er schreiben soll, sonst funktioniert das zu zweit nicht“, erklärt Pfaffeneder. Am Ende wird alles zusammengebracht und abgeschliffen und fertig ist der Roman.

Derzeit arbeitet das Landsberger Schriftsteller-Ehepaar bereits an einem Fortsetzungsroman für Viertaler und seinen Fürstenfeldbrucker Nachfolger Bayerl. Und diesmal soll der teilweise doch sehr unsympathische Kripo-Beamte in ein besseres Licht gerückt werden. Wahrscheinlich Ende des Jahres können sich also Krimi-Liebhaber auf einen neuen, spannenden Roman mit Lokalkolorit freuen.

---------------------------------------------------------------------------------------

Landsberger Tagblatt, vom 12. Oktober 2017

Von Silke Feltes

Das Böse schleicht durch Landsbergs Gassen

In Uschi und Klaus Pfaffeneders neuem Lech-Krimi kommt eine kopflose Frauenleiche in der Teufelsküche vor.

Warum das Autorenduo keinen „Konsum-Heimatkrimi“ schreiben will.  

  

„Entwurzelte Schatten“ heißt der neue Lechkrimi von Uschi und Klaus Pfaffeneder. In der Landsberger Buchhandlung Osiander gab das Autorenduo jetzt eine Lesung.

 

Eine kopflose Frauenleiche an der Teufelsküche. Ein syrischer Flüchtling, der zum Tatzeitpunkt dort entlang joggt. Das kann kein Zufall sein. Der pensionierte Landsberger Kriminalhauptkommissar Martin Viertaler glaubt an die Unschuld des Flüchtlings. Sein Nachfolger urteilt aber vorschnell. Das sind die tragenden Elemente des neuen Lechkrimis von Klaus und Uschi Pfaffeneder. Erstmals treten die beiden als Autorenduo auf, Klaus Pfaffeneder ist bereits bekannt als Autor von „Der Baumeister von Landsberg“, seine Frau hat einige Kurzgeschichten zu den im hauseigenen Liccaratur-Verlag herausgegebenen Krimi-Anthologien beigetragen.

Zur Feier der Veröffentlichung von „Entwurzelte Schatten“ haben die Autoren in die Buchhandlung Osiander eingeladen. Es werden Mohnschnecken gereicht. Erik Müller und Matthias Bober umrahmen die Lesung mit schaurig-gruseligen Gesangs- und Gitarreneinlagen. Den Pfaffeneders war es wichtig, keinen „Konsum-Heimatkrimi“ zu schreiben, sie haben den Anspruch, aktuelle und sozialkritische Themen zu verarbeiten, sei es die Flüchtlingskrise oder die Sinnsuche vieler Menschen.

Spirituell und kulturhistorisch interessant

Die Romanfigur Gerti aus dem Klösterl-Viertel ist spirituell und kulturhistorisch interessiert, dazu ist sie die Betreuerin des in U-Haft sitzenden Syrers Selahattin. Dass sie gleichzeitig die attraktive beste Freundin von Viertalers verstorbener Frau ist, macht die Sache für den Ex-Kommissar nicht einfacher. Des Weiteren spielen ein fieser Unternehmer, die Tochter der ermordeten Friseurin sowie Viertalers ehemaliger Kollege bei der Polizei eine Rolle. Man trifft sich im Fischerwirt oder in der Villa Rosa, besucht einen Friseur im Hinteranger und spaziert am Lech entlang. Das Ende ist natürlich überraschend.

Das Reizvolle eines wahren Heimatkrimis ist die Regionenverbundenheit, und da gelingt es den Autoren wunderbar, die Landsberger Szenerie zu vermitteln, auch wenn dem Roman ein wenig mehr Feinschliff gutgetan hätte.

Sie leiten seit 2010 die Schreibwerkstatt

Klaus und Uschi Pfaffeneder leiten seit 2010 die Schreibwerkstatt der Vhs. Klaus ist Leitender Ingenieur im Maschinenbaubereich, hat aber als Jugendlicher bereits für das LT geschrieben. Uschi arbeitet, nachdem die drei Söhne erwachsen sind, in der Mittagsbetreuung der Katharinenschule, zuvor hat sie ein Studium der katholischen Theologie absolviert. Schon früher habe sie gerne die Pfarrbriefe verfasst. Um das schriftstellerische Handwerkszeug zu verbessern, sind beide 2008 in die Schreibwerkstatt eingetreten, die sie nach Ausscheiden des Vorgängers Christoph Altmann 2010 übernommen haben. Gleich zu Beginn planten die beiden ein gemeinsames Projekt, zu dem alle Teilnehmer Kurzgeschichten beisteuerten, eine Krimi-Anthologie.

Sie gründeten ihren Liccaratur-Verlag und sahen sich mit allen Schwierigkeiten eines Verlegers konfrontiert: Anspruchsvolle Autoren, die nur wenig Lektorat vertrugen, dazu den Werbemechanismus des Buchhandels. Nach „Der Hai im Lech“ (2010) kamen zwei weitere Anthologien heraus: „Die Spur führt an den Lech“ (2013) und „Sagenhafte Verbrechen aus dem Lechrain“ (2016), bevor Klaus Pfaffeneder ein lange gehegtes Projekt in Angriff nahm: Den historischen Roman „Der Baumeister von Landsberg“, ein 600-Seiten-Werk. Der Run auf das Buch war bayernweit groß, 2015 war es im Landkreis das meistverkaufte Buch.

Der Krimi als einfaches Projekt

Im Vergleich dazu ist ein Krimi ein einfaches Projekt, findet Klaus Pfaffeneder. Insgesamt ein Jahr waren die beiden damit beschäftigt. Schreiben ist schön, sagt Klaus Pfaffeneder, aber der eigentliche Aufwand kommt erst danach: Das Lektorat, der Grafiker, die Druckerei und die Vermarktung. Ihr neues Buch „Entwurzelte Schatten“ sei „so gut wie noch kein Buch gestartet“.

Wer wissen will, wie es ausgeht, muss es lesen, sagt Uschi Pfaffeneder, geht mit dem Gebäck durch die Zuschauerreihen und schiebt nach: „Übrigens hat das Mordopfer auch Mohnschnecken gegessen, bevor sie umgebracht wurde.“