Interview des "Spaß am Lesen Verlages" aus Münster

Das Leben ist nicht schwarz-weiß: Uschi und Klaus Pfaffeneder im Gespräch

Entwurzelte Schatten ist die Geschichte des syrischen Flüchtlings Selahattin Barzani. Erst seit wenigen Wochen lebt er mit anderen Migranten in einer Turnhalle in Landsberg am Lech. Ohne eigenes Verschulden wird er in einen brutalen Mord verwickelt. Gemeinsam versuchen der pensionierte Kommissar, Martin Viertaler, und die ehrenamtliche Betreuerin Barzanis auf eigene Faust zu ermitteln. Ihre Mission: die Unschuld des Flüchtlings zu beweisen. Ein Krimi, der einen derart in den Bann zieht, dass man ihn nicht aus den Händen legen mag.


Frau und Herr Pfaffeneder, Entwurzelte Schatten ist kürzlich in Einfacher Sprache im Spaß am Lesen Verlag erschienen. Warum war Ihnen das wichtig?

Menschen lieben es, Geschichten zu hören, zu erzählen und zu lesen. Weil wir nicht mehr am Lagerfeuer sitzen, kommt dem Lesen dabei eine sehr wichtige Rolle zu, von der niemand ausgeschlossen werden sollte.


Ursprünglich sind Sie katholische Theologin und Maschinenbauingenieur. Dann kamen Sie zum Schreiben. Wie kam es dazu?

Grundsätzlich geht es in beiden Berufen um die Wirkung von Worten. Ein Ingenieur muss seine Planungen so präzise formulieren, dass diese auch umgesetzt werden können. Andererseits muss beispielsweise eine Bedienungsanleitung allgemeinverständlich abgefasst sein. In der Theologie geht es darum, mit den Worten Bilder zu erzeugen, die die Zuhörer in ihren eigenen Lebenswelten berühren. Die Verbindung von Theologie und Technik zeigt sich in unserem ersten Roman „Der Baumeister von Landsberg“. Ein Kirchenbau sorgt im Spätmittelalter mit einer Mischung aus Baukunst, Liebe und Tod, Machtspielen und Schicksalsschlägen für eine fesselnde Story.


Mit Entwurzelte Schatten treten Sie das erste Mal als Autorenduo auf. Inwiefern haben Sie sich damit einen gemeinsamen Traum erfüllt? Und wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit ganz praktisch?

Bereits beim „Baumeister“ haben wir festgestellt, dass unsere jeweiligen Stärken gemeinsam am besten zur Wirkung kommen. Entstanden ist daraus dann der Kriminalroman „Entwurzelte Schatten“. Wir überlegen uns einen Plot und  strukturieren diesen in Kapiteln. Am Wochenende legen wir fest, wer welche Kapitel schreibt und den groben Inhalt. Die durchgehende Erzählstimme entsteht dann erst in der gemeinsamen Überarbeitung.

Die Handlung ist hochspannend. Was ist Ihre Motivation für das Krimi-Schreiben? Was möchten Sie gerne bei Ihren Leserinnen und Lesern auslösen?

Neben historischen Stoffen lesen wir selbst gerne Krimis. Wir möchten unsere Leserinnen und Leser mit spannender Lektüre gut unterhalten. Dabei mischen wir bewusst Belletristik mit gesellschaftlichen Themen.


In Ihren Büchern befassen Sie sich mit aktuellen, auch sozialkritischen Themen. Entwurzelte Schatten ist auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise entstanden. Welche Botschaft haben Sie?

Zunächst einmal ist es uns wichtig, unsere Geschichten ohne moralischen Zeigefinger zu erzählen. Wir versuchen, die Realitäten zu spiegeln. Unserer Meinung nach gibt es nicht nur Schwarz oder Weiß im Leben. Vielmehr interessiert uns, warum Menschen aus ihren individuellen Lebenserfahrungen heraus handeln. Deswegen ist auch niemand frei von Vor-Urteilen und Schubladen-Denken, weder im Guten noch im Schlechten.


Entwurzelte Schatten spielt – wie andere Ihrer Bücher auch – in Ihrer Heimat, dem Lechrain. Welche Bedeutung hat das für Ihren Roman und welchen Mehrwert für Ihre Leserinnen und Leser?

Wir stellen fest, dass gerade in unserer schnelllebigen Zeit die Sehnsucht nach Heimat und Orientierung gewachsen ist. Heimat verbindet sozusagen die Vergangenheit mit der Zukunft. Der Lechrain im Speziellen hat eine sehr spannende Geschichte als Pufferzone zwischen Bayern und Schwaben mit starker schwäbisch-alemannischer Mundart. Der Mehrwert liegt darin, dass sich Geschichten immer im regionalen Raum abspielen, auch wenn sie dann überregional gelesen werden. Das soll auch dazu animieren, diese wunderbare Gegend einmal zu besuchen.


Sie haben selbst einen Verlag gegründet, den Liccaratur-Verlag. Wie blicken Sie auf die Zusammenarbeit mit dem Spaß am Lesen Verlag zurück?

Ehrlich gesagt, konnten wir uns anfangs nicht vorstellen, wie man 330 Seiten in einfacher Sprache wiedergibt, ohne dass dabei Zusammenhang und Spannung verloren gehen. Das Ergebnis hat uns aber restlos begeistert.